Festlich zur Bescherung geleitet
Das âTurmblasenâ vom Balkon der Familie Duwensee im oberen Geschoss des GebĂ€udes schrĂ€g gegenĂŒber des Gotteshauses lockt aber auch SchlossstĂ€dter anderer Konfessionen an.
âManche rufen vorher an, um sich zu erkundigen, ob auch diesmal Weihnachtslieder gespielt werdenâ, lĂ€chelt GĂŒnter Duwensee. Erfahrene Zuhörer der wĂŒrdevollen Tradition bereiten sich schon professionell vor: Ein Nachbar stellt einen Camping-Klapptisch in die Einfahrt und schenkt heiĂe GetrĂ€nke aus. Andere packen Thermoskannen aus und postieren sie vor sich auf einen Stromkasten. Allen rund 120 Besuchern ist gemein, dass sie bis zum abschlieĂenden âStille Nacht, heilige Nachtâ andĂ€chtig auf dem BĂŒrgersteig verharren und dankbar Applaus nach oben schicken.
Die Wiese neben dem Gemeindezentrum ist wie von einem Zaun aus Menschen umgeben, die in Andacht erstarrt in die Höhe blicken. So spielt das Quartett hinter den Beton-BlumenkĂ€sten und von Lichterketten umrankten StrĂ€uchern die bekannten Kirchenlieder, âO du fröhlicheâ, âMacht hoch die TĂŒrâ und âVom Himmel hoch, da komm‘ ich herâ. Die MĂ€nner lieben aber auch den Swing, schlagen einen vergnĂŒgten Jazz-Rhythmus ein, zelebrieren Weihnachten ein bisschen im Rhythmus sĂŒdlicher Kulturen.
Lieb gewonnene Tradition wird fortgefĂŒhrt
So klingt dann âLet It Snowâ, âWe Wish You A Merry Christmasâ und âRudolph, The Rednosed Rendeerâ. Von kindlich-nostalgischer Freude geprĂ€gt ist âEine Muh, eine MĂ€h, eine TĂ€terĂ€tĂ€tĂ€â, was auch auf dem Gehsteig heiteres GelĂ€chter auslöst. Ralf Zenker und Reinhard Rumisch waren mit ihren Trompeten schon von Anbeginn dabei, als Gerhard Duwensee den Brauch aus seiner ostpreuĂischen Heimat vor 26 Jahren in Heusenstamm aufleben lieĂ. Peter Hergert blĂ€st eine schwere Bassposaune, Gast Matthias JĂ€ger ergĂ€nzt den Klang mit einer Posaune. UrsprĂŒnglich stammen die Musiker aus der Stadtkapelle. Heute spielt dort nur noch Zenker aktiv mit.
Die lieb gewonnene Tradition soll auch im nĂ€chsten Jahr fortgefĂŒhrt werden, versprechen die Organisatoren, wenn Gerhards Enkel Gregor mit seiner Familie in die Wohnung im vierten Stock gezogen sein wird. Zu den jĂŒngsten Freundinnen des Turmblasens zĂ€hlen Maja mit zweidreiviertel Jahren und Polly mit zehn Monaten. Ihr Opa GĂŒnter schickt per Mikrofon und Lautsprecher noch gute WĂŒnsche nach unten, dann erklingen die festlichen Takte zum Abschluss.
âFrĂŒher störte das Abfahren der Gottesdienstbesucherâ, erinnert sich GĂŒnter Duwensee. Dann hat die Freie evangelische Gemeinde ihren Gottesdienst um eine halbe Stunde auf 15.30 Uhr vorverlegt. Wer möchte, bleibt danach bis zum Musizieren auf dem Wohn- und GeschĂ€ftshaus. Diesmal klingt es noch schöner als sonst â die milde Witterung verbesserte das Bedienen der Instrumente, weil kein Wind weht, ist auch die Akustik prĂ€chtig.
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